Der Vorstand des SPD Unterbezirks Northeim-Einbeck führt in unregelmäßigen Abständen Gespräche mit verschiedenen Institutionen und Einrichtungen durch. Dieses Mal wurden die Wohlfahrtsverbände aus dem Kreisgebiet zu einer Diskussion eingeladen. Besonders vor dem Hintergrund, dass die SPD auf Kreisebene sehr viele Änderungen im Sozialbereich umgesetzt hat, sollten die Auswirkungen und die Situation im Landkreis mit den Praktikern diskutiert, sowie weiterer Handlungsbedarf aufgezeigt werden.

Frau Reiche vom Diakonischen Werk, Frau Klapproth Pädagogin und Beiratsvorsitzende der Paritätischen in Northeim sowie Herr Dusanek, Dipl.. Sozialarbeiter/-pädagoge vom Caritasverband sind der Einladung gefolgt und bezogen in den Diskussionen deutliche Positionen. Die Vertreter und Vertreterinnen der Wohlfahrtsverbände waren sich einig, dass sich mit der Einführung von Hartz IV die Armutsfalle in unserer Gesellschaft beschleunigt habe. Man habe aber kaum eine Handhabe gegen diese Situation einzuwirken. Freiwilliges Engagement von ehrenamtlichen Helfern ist immer wieder notwendig, um anderen Menschen zu helfen. Besonders sind von den Auswirkungen die Kinder betroffen. Die Schülerbeihilfe des Diakonischen Werks war in diesem Zusammenhang für viele Menschen eine große Hilfe. Kinder können nicht mehr das Mittagessen in der Schule bezahlen oder kommen schon ohne Frühstück in die Schule, waren die negativen Erfahrungen, von denen die Diskussionsteilnehmer berichteten.

Einen ersten Schritt, um gegen diese Kinderarmut in Niedersachsen anzukämpfen, sieht Uwe Schwarz, Landtagsabgeordneter und sozialpolitischer Sprecher der SPD, in der Einrichtung eines Sozialfonds. „Aus diesem Fonds sollen Schulen unbürokratisch für Arbeitshefte, Schulmaterialien und die Teilnahme am Schulessen Finanzmittel abrufen können, um vor Ort direkt zu helfen. Auch die Schülerbeförderung muss so bis zum Ende des Bildungsganges weiter finanziert werden, wenn es erforderlich ist“. Es wurde deutlich, dass etwas auf kommunaler Ebene passieren muss, bevor entsprechende Gesetze auf Bundes- oder Landesebene umgesetzt worden sind. Besonders die Anschaffung einer schulischen Erstausstattung, Schulessen und Schülertransport müssten erstmal auf Kreisebene geregelt werden, um den Betroffenen schnell zu helfen.

Des Weiteren regten die Wohlfahrtsverbände an, die Verknüpfung vorhandener Strukturen wieder besser zu nutzen. Es besteht die Schwierigkeit, einen Mindeststandard für Angebote in der Jugendarbeit zu gewährleisten. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsste weiter ausgebaut werden. Der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Martin Wehner, wies auf die aktuellen und umfassenden Bemühungen der Kreistagsmehrheit hin, auf Kreisebene in der Kinder- und Jugendhilfe einen Paradigmenwechsel einzuleiten und ein umfassendes Hilfe- und Schutznetz aufzubauen. Folgende zentrale Punkte sind hier angedacht: Eine aufsuchende flächendeckende Kinder- und Familienhilfe durch Sozialarbeiter/innen, Kinderkrankenschwestern und Familienhebammen sollen geschaffen werden. Die Ausweitung flächendeckender ärztlicher Vorsorgeuntersuchungen durch den öffentlichen Gesundheitsdienst ist ein weiterer wichtiger Punkt. Der Aufbau eines Kindernotrufs, der rund um die Uhr mit einer kurzen und leicht zu merkenden Rufnummer versehen ist, soll weitere schnelle und unbürokratische Hilfe leisten.

Als positiv wird von den Wohlfahrtsverbänden die Ernennung einer Behindertenbeauftragten auf Kreisebene gesehen. In diesem Zusammenhang ging man auch auf den Ausbau der Barrierefreiheit ein, der sich gleichsam für Ältere, Behinderte und junge Familien mit Kinderwagen positiv auswirkt. Uwe Schwarz ergänzte, dass der Behindertenbeauftragten nach erfolgreicher Einarbeitung zur Unterstützung ihrer Arbeit gegebenenfalls auf Kreisebene auch ein Behindertenbeirat zur Seite gestellt werden könnte.

Die Wohlfahrtsverbände versuchen mit kreativen Ideen Angebote zu schaffen, um weitere Hilfe für die Menschen zu leisten, welche sonst nicht möglich wäre. Auch das Ehrenamt spielt somit eine entscheidende Rolle. Die Leitlinie der Verbände stellt aber immer die „Hilfe zur Selbsthilfe“ dar. Man möchte den Menschen helfen, aus ihrer Situation herauszukommen. Bei der derzeitigen Tendenz der Spaltung der Gesellschaft bestehe die Gefahr des „Rückfalls in Wohlfahrt“: Das heißt vom Rechtsanspruch zur mildtätigen Geste. Dies ist als entwürdigend und demütigend für die Klienten unbedingt zu vermeiden“, so Frau Klapproth in Übereinstimmung mit ihren Kollegen. Bei der sozialen Arbeit der Wohlfahrtsverbände kann die Politik unterstützen und Hilfestellung geben.

Die Gesprächspartner kamen übereinander, den begonnen Dialog fortzusetzen und zu verstärken. Nur durch gegenseitige Information könne am effektivsten schnelle und nachhaltige Lösungen herbeigeführt werden, war man sich einig.