In der vergangenen Vorstandssitzung hat der SPD-Unterbezirk Northeim-Einbeck den regelmäßig stattfindenden Gesprächsaustausch mit Institutionen und Verbänden fortgesetzt und hatte dieses Mal die evangelische Kirche, vertreten durch Frau Pröpstin Knotte aus Bad Gandersheim und Herrn Superintendent Behrends aus Northeim, zu Gast. „Es ist schön, heute ein konstruktives Gespräch aus verschiedenen Richtungen führen zu können“, machte der Landtagsabgeordnete und Unterbezirksvorsitzende Uwe Schwarz in seiner Begrüßung deutlich.

Schon zu Beginn des Gesprächs zeigten sich viele Berührungspunkte zwischen Kirche und Politik. Herr Behrends machte in seinem Eingangsstatement deutlich: „Wir werden als Kirche mehr gebraucht denn je. Eine gesellschaftliche Wertevermittlung, Gerechtigkeit, Solidarität und Wahrheit sind nur einige Tugenden mit denen die Kirche in Verbindung gebracht wird und für die sie auch dringend gebraucht wird. Leider macht die demographische Entwicklung auch vor den Kirchen nicht halt, so dass die Mitgliederzahlen rückläufig sind.“ Demgegenüber besitzt der Kirchenkreis Leine-Solling 103 denkmalgeschützte Kirchen und 250-260 denkmalgeschützte Häuser, für deren Erhalt die Kirche verantwortlich ist. „Die evangelische Kirche ist sich einig, dass man keine Kirchen aufgeben möchte, dennoch muss die eigene Kirche mit Ressourcen vor Ort belebt werden“, beschrieb Behrends die zukünftigen Aufgaben.

„Liebgewonnene Strukturen zu verändern, ist sicher in vielen Bereichen schwierig. Denn erst wo wir uns verändern, fällt auf, was wir verlieren“, so Frau Knotte, die ihrem Kollegen in vielen Punkten zustimmen konnte. Oft sind es besonders „kleine Einheiten“ die sehr unbeweglich den Zukunftsaufgaben gegenüberstehen. Das Zugehörigkeitsgefühl auch zur Kirche ist für die sozialen Strukturen der Menschen, aber auch für unsere Gesellschaft, ungeheuer wichtig.

Die Situation alter Menschen wird von allen Beteiligten als sehr problematisch angesehen und als eine wichtige Zukunftsaufgabe verstanden. Die Mobilitätsprobleme und das Lebensumfeld der Seniorinnen und Senioren, gerade in den Dörfern, dürfen schon heute nicht unterschätzt werden. Aber auch die Altenpflege wird zukünftig vor große Herausforderungen gestellt, die kaum mehr zu schultern sein werden. „Günstigere Anbieter bezahlen schon heute nicht nach Tarifvertrag. Wir als SPD fordern einen Mindestlohn, damit nicht gerade die Einrichtungen, die sich nicht an die Tarifvorgaben halten, einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Auch müssen wir die gesellschaftliche Aufgabe der Altenpflege stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken und besser anerkennen. Wir müssen uns entscheiden, ob wir mehr Geld in das System der Pflege geben wollen oder sonst zwangsläufig den Standard im Pflegebereich absenken müssen. Gute Pflege hat immer auch seinen Preis“, so Uwe Schwarz.

Das Engagement der Kirchen auch in der Jugendarbeit wurde gelobt und als ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag anerkannt. Die Jugendkirche Marie in Einbeck leistet hervorragende Arbeit und zählt zu den angesehensten Jugendkirchen in ganz Deutschland. Die Beteiligten waren sich einig, dass es für die Orientierung junger Menschen enorm wichtig ist, sie in Sozialbezüge einzubauen. Gleichzeitig stellt sie auch eine Quelle für eine starke Nachwuchsförderung im Ehrenamt dar, was sehr begrüßt wird. Eine wichtige Aufgabe der Jugendarbeit im politischen, aber auch im kirchlichen Bereich, ist eine stärkere Einbeziehung der Jugendlichen aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Die Kreispolitik versucht u.a. mit Investitionskostenzuschüssen im Bereich der Kitas und durch die Stärkung der Jugendhilfe die soziale Qualität im Landkreis zu stärken. „Wir möchten im Landkreis Northeim die soziale Infrastruktur weiter verbessern und den Menschen deutlich machen, dass man in unserer Region gut leben kann. Die so genannte Kirchturmpolitik zwischen den einzelnen Kommunen muss zukünftig ein Ende haben. Wir brauchen eine stärkere interkommunale Zusammenarbeit in der wir unnötige Doppelstrukturen abschaffen und eine bessere Vernetzung z.B. des Kultur- und Fremdenverkehrs hinbekommen. Aber auch eine Vernetzung auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen, wie Politik und Kirche, kann dafür sicher sehr hilfreich sein“, so Uwe Schwarz abschließend.