Pflegekonferenz der Kreis SPD in der Stadthalle Northeim

Bis zum Jahr 2020 wird nach vorliegenden Prognosen die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Niedersachsen von jetzt etwa 220 000 auf fast 280 000 im Jahr 2020 ansteigen. Daraus ergeben sich große Herausforderungen für die Pflegeeinrichtungen, aber auch für das Land Niedersachsen. Schon jetzt sind große Defizite festzustellen. So fehlt es landesweit an gut ausgebildeten Pflegerinnen und Pflegern. Bis zum Jahr 2020 wird deren Bedarf um noch mehr als 20 Prozent steigen.

Der SPD-Unterbezirk Northeim-Einbeck hat zu diesem wichtigen Thema eine „Pflegekonferenz“ organisiert und über „Pflege“ mit externen Referenten, Fachpublikum sowie Bürgerinnen und Bürgern diskutiert. Uwe Schwarz, sozialpolitischer Sprecher und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, hat in das Thema mit dem Titel „Gute Pflege für alle - wertvolle Pflege sichern“ eingeführt. „Die Situation der Pflege in Niedersachsen ist mangelhaft. Dies ist allerdings nicht die Schuld der Pflegeeinrichtungen und als Kritik zu verstehen, sondern wir möchten mit Ihnen über die notwendigen Rahmenbedingungen diskutieren. Schon jetzt ist in unserem Land ein Pflegenotstand festzustellen. Die Ursache sind vielmehr denkbar schlechte Rahmenbedingungen und eine zusätzlich unsoziale Politik der CDU/FDP Landesregierung. Schon jetzt hat die CDU-Regierung einen Pflegenotstand in Niedersachsen zu verantworten.
Wir müssen diese gesellschaftliche Aufgabe gemeinsam anpacken und die nötigen Rahmenbedingungen neu definieren. Wir müssen weg von einer zeitgetackteten Pflege und wieder stärker den Menschen in den Mittelpunkt der täglichen Arbeit stellen. Daher wäre eine enge Verzahnung der unterschiedlichen Pflegeberufe notwendig.
Schon jetzt ist der Übergang zwischen Altenpflege und Krankenpflege fließend. Des Weiteren müssen wir dringend die Attraktivität der Pflegeberufe erhöhen, um den Fachkräftemangel decken zu können. Die Einführung der vollständigen Schulgeldfreiheit in der Altenpflege kann dazu ein erster Schritt sein. Aber auch Mindestlöhne und eine gute Bezahlung sind dafür zwingend erforderlich“, machte der SPD-Unterbezirksvorsitzende Uwe Schwarz zu Beginn, vor der mit über 100 Personen gefüllten Stadthalle, deutlich.

Als externe Referenten haben Frau Dörte Kirst-Bode, von der Berufsbildenden Schule in Einbeck, mit ihren Teamleitern und zwei Altenpflegeschülern die Situation der Pflegeausbildung dargestellt und eine Vision entwickelt, was unter „guter Pflege“ zu verstehen ist. So stellten die Schüler und Lehrkräfte in einem sehr lebendigen Vortrag dar, wie sich Pflege weiterentwickeln muss und was für Wünsche sie an ihr zukünftiges Berufsfeld haben. Die Schüler machten weiter deutlich, wie sie sich die Pflege vorstellen und wie sie einmal im Alter gepflegt werden möchten.

Herr Robert Wehr, Heimleiter der Pflegeeinrichtung „Innere Mission Northeim“, hat Pflege aus seiner Sicht definiert und deutlich gemacht, dass dringend die Rahmenbedingungen von der Politik angefasst werden müssen. Insbesondere ging er auch auf die Dokumentationspflichten seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Benotung von Einrichtungen über das Schulnotensystem ein. Er betonte auch den Aspekt, dass die Kommunen eine große Rolle für die Finanzierung der Einrichtungen spielen, da ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Des Weiteren betonte er, dass er große Hochachtung davor habe, was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege leisten. In seinem Vortrag machte er deutlich, dass sich unsere Gesellschaft heute entscheiden muss, was uns die Pflege in der Zukunft wert ist.

Herr Glenewinkel, Geschäftsführer des Gesundheitsmanagements der Pflege in der AOK Niedersachsen, stellte die Situation aus Sicht der Pflegekasse dar. Er betonte, dass Pflege auf eine dauerhafte, verlässliche Grundlage gestellt werden muss. Die Einführung der Pflegeversicherung war dabei ein richtiger und sinnvoller Schritt der jetzt aber weiter entwickelt werden muss. Grundsätzlich plädierte auch er für eine neue Definition des Pflegebegriffes.

„Wir müssen Pflege, auch vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, als gesamtgesellschaftliche Aufgabe anerkennen. Wer eine gute Pflege im Alter haben möchte, muss dafür auch Geld ausgeben. Gute Pflege wird es nicht zum Nulltarif geben. Dies beginnt schon bei unserer Forderung nach einer Umlagefinanzierung in der Altenpflegeausbildung. Es kann nicht sein, dass Pflegeeinrichtungen die nicht ausbilden, wirtschaftliche Vorteile erlangen und die ausgebildeten Pflegerinnen und Pfleger vom Markt „einkaufen“. Wir wollen, dass sich alle Einrichtungen an der Ausbildung beteiligen, um eine gerechtere Ausbildung hinzubekommen“, so Uwe Schwarz abschließend, der weiter betonte, dass die Hinweise und Anregungen dieser Pflegekonferenz gerne in das SPD-Kreiswahlprogramm mit aufgenommen werden und die SPD-Landtagsfraktion sich weiter für deren Umsetzung in Hannover einsetzen wird.

Die SPD möchte durch thematisch unterschiedliche Programmforen eine größtmögliche Bürgerbeteiligung erreichen und die Ergebnisse als Grundlage des politischen Handelns für die nächste Wahlperiode auf Kreisebene mit einfließen lassen. Das nächste öffentliche SPD-Forum wird am 05. Februar 2011 ab 13.00 Uhr in der Auetalhalle in Willershausen stattfinden und das Thema „Zukunftsfähige Kommunen und Landkreise“ behandeln. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind schon jetzt herzlich eingeladen daran teilzunehmen.